Start der Konzeptphase für den Aufbau einer Innovationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung im südlichen Sachsen-Anhalt
Bis in das Jahr 2050 wird es in Deutschland voraussichtlich 12 Millionen Pflegebedürftige geben. Parallel dazu steigt die Versorgungslücke im Pflegebereich laut Prognosen bis 2035 auf 500.000 fehlende Pflegekräfte. Um eine bezahlbare Pflege und Gesundheitsversorgung zu sichern, bedarf es einer digitalen Transformation. Sachsen-Anhalt will dabei künftig eine Vorreiterrolle einnehmen.
TPG hat Potenzial als Strukturwandelprojekt
In Bitterfeld an der Goitzsche – einem Beispielort für erfolgreichen Strukturwandel, weg vom Tagebau hin zum Naherholungsgebiet – fand am 13. Juni 2023 der Kick-off für die Konzeptphase der Innovationsregion für digitale Transformation von Pflege und Gesundheitsversorgung (TPG) statt. Ein potenzielles neues Strukturwandelprojekt des Landes Sachsen-Anhalt, das die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg koordiniert.
Die Vision der TPG: Das Mitteldeutsche Revier in Sachsen-Anhalt soll ab 2024 eine Innovationsregion werden, bei der die kooperierenden Einrichtungen transferorientierte Spitzenforschung auf dem Gebiet der Gesundheits- und Pflegewissenschaften leisten.
„Wir möchten vor Ort in den Landkreisen Innovationsstandorte aufbauen“, sagt Dr. Karsten Schwarz vom TPG-Konzeptteam. „In diesen Standorten können die Akteure der Region in Maker- und Education Labs Zukunftstechnologien erleben. Ebenso werden Zukunftsabteilungen, sogenannte Nursing Development Units, in Pflegediensten, Krankenhäusern und Wohnungen eingerichtet, in denen Versorgung mit innovativen Technologien stattfindet.” Die Standorte bilden die Grundlage, um die die Innovationskraft der Region zu stärken und wirtschaftliche Transformation erfolgreich zu gestalten.
Zuwendungsbescheid für das Grobkonzept
Die TPG will interdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Modellvorhaben im Bereich Digital Health identifizieren und anstoßen. Konsortien aus Wissenschaft, Wirtschaft sowie Akteur:innen der Gesundheitsversorgung sollen dafür gemeinsame Sache machen.
Ziel der Projekte ist es nicht nur Forschungsergebnisse zu produzieren, sondern innovative Produkte und Dienstleistungen hervorzubringen. Diese sollen in der Region neue Arbeitsplätze schaffen, den Pflegealltag unterstützen sowie den Autonomieerhalt und die Lebensqualität im Alter fördern.
Für das Grobkonzept gab es bereits die Zustimmung des Revierausschusses und einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 70.000 Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Bis Ende November ist Zeit für eine Ausarbeitung des Detailkonzepts. Den Auftrag dafür hat ein Team der AG Versorgungsforschung unter Leitung von Prof. Patrick Jahn der Medizinischen Fakultät erhalten.
Nach erfolgreicher Bewertung des Detailkonzepts durch das BMBF, wird eine Förderung im Zeitraum von 2024 bis 2033 in Höhe von 135 Millionen Euro möglich. „Das Projekt wäre in Deutschland einzigartig“, sagt Prof. Jahn: „Sachsen-Anhalt hat die Chance, beim Thema Digital Health eine Leuchtturmregion mit internationaler Strahlkraft zu werden. Dafür wollen wir als Region zusammenwachsen.“
Weitere Vernetzungstreffen geplant
Das Kennenlernen stand demnach beim Treffen auf Arbeitsebene ganz oben auf der Agenda. Anwesend waren unter anderem die Strukturwandelbeauftragten und Verantwortlichen aus der Wirtschaftsförderung der am Projekt beteiligten Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Mansfeld-Südharz, des Saale- und Burgenlandkreises sowie der Stadt Halle (Saale).
Außerdem vertreten: eine initiale Gruppe aus Wissenschaftler:innen der Hochschulen der Region sowie Mitarbeitende der Staatskanzlei und des Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt. Ziel des Treffens war es, den Arbeitsstand zum Grobkonzept vorzustellen und gemeinsam zu reflektieren. Im Rahmen der weiteren Konzeptarbeit wird der Beteiligtenkreis kontinuierlich erweitert. Hierzu sind weitere Vernetzungstreffen in der Region geplant.
An Thementischen diskutierte man in Bitterfeld unter anderem den möglichen Aufbau des Netzwerks, den Förderprozess sowie die nötige Infrastruktur. Dass es sich lohnt, im Gesundheitswesen auf neue Technologien und Digitalisierung zu setzen, stellte Innovationsberaterin Dr. Svenja Jaffari mit einem Impulsvortrag über den Süden Dänemarks unter Beweis. Dort arbeitet man seit zwanzig Jahren erfolgreich auf dem Gebiet. Auch in Sachsen-Anhalt startet man nicht bei null.
Seit 2019 baut das Projekt Translationsregion für die digitalisierte Gesundheitsversorgung (TDG, Laufzeit bis 2025) der Medizinischen Fakultät der MLU ein regionales Netzwerk auf. Damit entstehen die strukturellen Voraussetzungen für eine nachhaltige Innovationskultur in der Pflege- und Gesundheitswirtschaft im Mitteldeutschen Revier bereits. Die TDG liefert somit eine wichtige Vorarbeit, auf die die TPG als Innovationsregion aufbauen kann.