Pro Tag schluckt ein Mensch mehr als tausendmal. Der Schluckvorgang ist nicht nur ein Prozess, um Nahrung von der Mundhöhle in den Magen zu befördern, sondern bedeutet darüber hinaus Lebensqualität. Ist die Schluckphysiologie einmal beeinträchtigt, kann dies folgenschwere Konsequenzen nach sich ziehen.  

Betroffene von Schluckstörungen (Dysphagien) müssen im Falle einer schwergradigen Erkrankung über eine Magensonde ernährt werden und können anderen nur beim Essen zusehen. Durch den Alterungsprozess der Bevölkerung und einer damit einhergehenden Häufung an Erkrankungen, die zu Schluckstörungen führen können (wie z.B. Schlaganfälle, Morbus Parkinson), stellt eine effektive Rehabilitation des Schluckens eine Herausforderung für logopädische Therapien dar. 

Das Ziel des TDG-Projektes Dys-Phappgy ist die Sicherung der logopädischen Versorgung von mobilen oder immobilen älteren Dysphagie-PatientInnen (65+) in ländlichen Regionen. Kern ist die Entwicklung einer immersiven und bedienungsfreundlichen App zur logopädischen Behandlung von Dysphagien.  

Geplant ist, die Nutzung der Anwendung in den Rehabilitations- und Adaptionsprozess von Schluckstörungen einzubinden. Dys-Phappgy soll mithilfe von wissenschaftlich fundierten und evidenzbasierten Therapieprogrammen, Trainingsvideos, Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Diätvorschlägen, Rezeptideen den Therapieprozess der Patient:innen individuell ergänzen und begleiten. Das digitale Versorgungskonzept richtet sich gleichermaßen an durch Dysphagie gefährdete, als auch bereits erkrankte Personen.  

Relevante Nutzer:innen sowie beteiligte Stakeholder sind in den Entwicklungsprozess involviert. Inhalte lassen sich so bereits im Entstehen auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Zielgruppe zuschneiden.   

In einer weiteren Anwendungsschicht („App-Layer“) werden die Formate über einen adaptiven Algorithmus an das Verhalten der Nutzer:innen angepasst und individuell ausgespielt. So ist zum Beispiel Fortschrittskontrolle oder eine Verbesserung durch Mustererkennung möglich.   

Mit dem Projekt Dys-Phappgy setzt das Team zudem beim Thema Fachkräftemangel an. Insbesondere im schlucktherapeutischen Bereich fehlt es an Personal. In ostdeutschen Flächenländern ist der Mangel an spezialisierten Logopäd:innen nochmals höher. 

Fahrten zu entsprechenden Praxen sind für die Patient:innen und Angehörigen mit hohen Fahrtkosten, einer höheren Umweltbelastung und einem hohen Zeitaufwand verbunden. Die Standortunabhängigkeit, das komprimierte Wissen und die zusammengefassten Übungen in einer App bieten die Möglichkeit, den Fachkräftemangel im Bereich der Schluckstörungen zumindest teilweise auszugleichen und für eine verbesserte Versorgungssituation im ländlichen Bereich zu sorgen. 

Fotos: AdobeStock/© www.damato-fotografie.de licensed-for-dysphappgy