Die Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung nahm das erste Mal an der Medica in Düsseldorf teil. Mit welchen Erwartungen und Zielen das TDG-Team zur weltgrößten Medizinmesse gefahren ist und was für ein Fazit gezogen werden kann, beantwortet Projekt-Koordinator Karsten Schwarz im Interview.
Mit welchem Ziel sind Sie auf die Medica gefahren?
Wir wollten in erster Linie die TDG als Innovationsregion vorstellen und die Projekte unseres Bündnisses bewerben. Uns ging es darum, die Innovationskraft Sachsen-Anhalts hochzuhalten. Natürlich wollten wir auch schauen, was andere so machen. Was gibt es an Innovationen auf der Welt, die anschlussfähig sind und wie können wir Innovationen in die TDG holen.
5000 Aussteller*innen der internationalen Medizinbranche an drei Tagen an einem Ort – wie haben Sie sich die Messe erschlossen?
Zu Fuß. Wir hatten einmal einen Stand und konnten die TDG auf der Bühne bei einem Vortrag vorstellen. Aber natürlich haben wir uns nicht allein darauf verlassen. Wir sind in allen Hallen unterwegs gewesen, die für die TDG relevant waren, haben viele Gespräche geführt, Visitenkarten verteilt und natürlich auch eingesammelt.
“Wir sind mit den anderen Ländern mit unseren Ideen und Projekten auf Augenhöhe. Was uns fehlt, ist ein gewisses Selbstbewusstsein.”
Karsten Schwarz, TDG-Projektkoordinator
Welche Hallen waren aus Ihrer Sicht TDG-relevant? Was war Ihnen bei den Gesprächen wichtig?
Wir haben gezielt nach Anwendungen in unserem Innovationsfeld gesucht, nach neuen Ideen für die Pflege oder Produkten und Dienstleistungen, die die Autonomie im Alter fördern könnten. VR- und AR-Anwendungen waren dabei ebenfalls interessant. Außerdem ging es uns um Mehrwerte für die TDG-Region.
Zum einen haben wir nach möglichen technischen Lösungen Ausschau gehalten, für die wir unser Bündnis sensibilisieren können. Und umgekehrt wollten wir auch Unternehmen aufmerksam machen, um sie nach Sachsen-Anhalt zu bringen. Viele ausländische Aussteller waren sehr interessiert an einem Zugang zum deutschen Markt und dementsprechend auch am Ökosystem der TDG, das diesen Markteintritt vereinfachen kann.
Welche Gespräche und Produkte sind besonders im Gedächtnis geblieben?
Aus Spanien gab es zum Beispiel eine Physiotherapie-App, die es Patienten ermöglichte, angeleitete Übungen auch zu Hause zu machen. Eine Kamera hat dabei die Bewegungen getrackt. Insbesondere für das TDG-Projekt “Aktiv im Alter” könnte diese Anwendung interessant sein.
Der Sensor eines norwegischen Startups konnte die Dehydrierung einer Person über die Haut messen. Dehydrierung ist ein wichtiges Thema im Alter. Ebenfalls interessant war eine App aus Belgien, die Wund- und Pflegemanagement kombinierte. Die Funktionsweise ähnelte WhatsApp. Sie war damit sehr niederschwellig und alle Steakholder konnten miteinander verbunden werden.
Wie lautet ihr Fazit zur Medica 2022?
Es war ein inspirierender Realitätsabgleich. Wir sind mit den anderen Ländern mit unseren Ideen und Projekten auf Augenhöhe. Was uns fehlt, ist ein gewisses Selbstbewusstsein und dieses auch nach außen zu tragen. Auch brauchen wir etwas mehr Mut, viel früher mit Produkten und Dienstleistungen in den Markt einzutreten. Ich sehe hier viel Entwicklungspotenzial für unsere regionale Innovationskultur und eine Baustelle für das Landesmarketing. Hier werden wir als TDG aktiv werden.